Tabuthema: Tod
„Heutzutage werden die Tränen
der Trauer den Ausscheidungen der
Krankheit gleichgestellt.
Beide sind gleichermaßen abstoßend.
Am Ursprung dieser neuen Hemmungen
steht die Liebe zum Anderen,
die Angst, ihm weh zu tun
und ihn in Verzweiflung zu stürzen.“
(Ariès 2005, 742/ 718)
Vor Verzweiflung schreiende, in Tränen zusammenbrechende Menschen ist das Bild, was uns hierzulande nicht begegnet, in Filmen oder auch im wirklichen Leben ist vor allem bei Beerdigungen das Motto "Haltung" bewahren. Die Erwachsenen müssen so vieles regeln, dass sie gar nicht die Möglichkeit bekommen, ausreichend zu trauern und das Gefühl des geraubten Lebenssinns zu bewältigen. Trauer ist die Fähigkeit des Menschen, mit Abschieden oder Verlusten fertig zu werden und wenn diese Trauer nicht gelebt wird, dann werden wir Menschen krank. Wie aber trauern Kinder, die die Tragweite des Verlustes noch gar nicht begreifen können. Und wie wichtig ist es, dass Kinder mit dem Thema Tod konfrontiert werden? Genau mit dieser Thematik beschäftigen wir uns auf unserer Website und versuchen an Hand von ausgewählten Disneyfilmen zu untersuchen, wie diese Filme mit dem Thema des Verlustes speziell von Eltern oder Elternteilen umgehen.
Begriffe Tod und Trauer
Die Begriffe Tod und Trauer sind basal für unsere Analyse der Disneyfilme, demzufolge ist eine Definition der Wörter notwendig.
"Mit dem Tod habe ich nichts zu schaffen.
Bin ich, ist er nicht.
Ist er, bin ich nicht."
(Epikur von Samos 341-271 v. Chr.)
Wie Epikur schon vor tausenden von Jahren feststellte, ist eine soziologische Definition des Todesbegriffs sehr schwierig, da niemand, der lebt und sich mitteilen kann, den eigenen Tod schon einmal erlebt hat. Aus biologischer und medizinischer Sicht ist der Tod hingegen recht einfach zu definieren, da der Zeitpunkt des Todes dem des Gesamthirntodes entspricht und dieser klar festzustellen ist.
Im Gegensatz ist der Begriff der Trauer zwar nicht biologisch aber dafür sozial viel klarer zu erfassen, da Trauer persönlich erfahrbar ist, anders als der Tod. Beide Begriffe hängen dabei eng beieinander, denn mit dem Tod eines Menschen/ Tieres erleidet das soziale Umfeld Trauer. Die Trauer an sich ist dabei individuell und somit von Person zu Person unterschiedlich. Beispielweise können Gefühle der Wut, Angst, Scham, Hilflosigkeit oder Schmerz auftreten, aber auch Fragen wie " Warum ist das geschehen?" sind normal für den Verarbeitungsprozess. Es gibt allerdings auch andere Ursachen für Trauer wie zum Beispiel Scheidung, das Ende einer Freundschaft oder die Kündigung im Job. Der Tod ist dabei die stärkste Verlusterfahrung, auf die wir uns bei unserer Analyse der ausgewählten Filme spezialisieren. Genauer noch haben wir Disneyfilme aus verschiedenen Jahren ausgesucht, die den Verlust von beiden oder mindestens einem Elternteil beinhalten.
Wie genau der Mensch Trauer empfindet ist davon abhängig, wie die Faktoren Kultur und Herkunft, eigenen Erfahrungen und auch religiöse Ansichten denjenigen geprägt haben. Jorgos Canakis ein bekannter Trauerforscher bezeichnet den Prozess der Trauer als eine selbstverständliche, angeborene Reaktion unseres Organismus auf Verlust, Trennung und Abschied (Vgl. Hinderer/Kroth 2005, 26). Nicht gelebte Trauer kann zu verschwiegenen Krankheiten führen wie zu Depressionen, Schlaf- oder auch Herzrhythmusstörungen. Um dem entgegen zu wirken, spielt Trauerarbeit eine bedeutende Rolle. Die Schweizer Psychologin Verena Knast hat ein Vier-Stufen-Modell der Trauerphasen zusammengestellt, die es den Helfenden erleichtern soll, die Trauernden zu unterstützen:
1. Nicht-Wahrhaben-Wollen
2. Aufbrechende Emotionen
3.Suchen und Sich-Trennen
4.Neuer Selbst- und Weltbezug
Wenn Sie mehr zu den verschiedenen Trauerphasen, den jeweiligen Merkmalen der einzelnen Stufen, der Dauer und Tipps, wie Sie am besten helfen können, erfahren möchten, klicken Sie hier.
"Mit dem Tod habe ich nichts zu schaffen.
Bin ich, ist er nicht.
Ist er, bin ich nicht."
(Epikur von Samos 341-271 v. Chr.)
Wie Epikur schon vor tausenden von Jahren feststellte, ist eine soziologische Definition des Todesbegriffs sehr schwierig, da niemand, der lebt und sich mitteilen kann, den eigenen Tod schon einmal erlebt hat. Aus biologischer und medizinischer Sicht ist der Tod hingegen recht einfach zu definieren, da der Zeitpunkt des Todes dem des Gesamthirntodes entspricht und dieser klar festzustellen ist.
Im Gegensatz ist der Begriff der Trauer zwar nicht biologisch aber dafür sozial viel klarer zu erfassen, da Trauer persönlich erfahrbar ist, anders als der Tod. Beide Begriffe hängen dabei eng beieinander, denn mit dem Tod eines Menschen/ Tieres erleidet das soziale Umfeld Trauer. Die Trauer an sich ist dabei individuell und somit von Person zu Person unterschiedlich. Beispielweise können Gefühle der Wut, Angst, Scham, Hilflosigkeit oder Schmerz auftreten, aber auch Fragen wie " Warum ist das geschehen?" sind normal für den Verarbeitungsprozess. Es gibt allerdings auch andere Ursachen für Trauer wie zum Beispiel Scheidung, das Ende einer Freundschaft oder die Kündigung im Job. Der Tod ist dabei die stärkste Verlusterfahrung, auf die wir uns bei unserer Analyse der ausgewählten Filme spezialisieren. Genauer noch haben wir Disneyfilme aus verschiedenen Jahren ausgesucht, die den Verlust von beiden oder mindestens einem Elternteil beinhalten.
Wie genau der Mensch Trauer empfindet ist davon abhängig, wie die Faktoren Kultur und Herkunft, eigenen Erfahrungen und auch religiöse Ansichten denjenigen geprägt haben. Jorgos Canakis ein bekannter Trauerforscher bezeichnet den Prozess der Trauer als eine selbstverständliche, angeborene Reaktion unseres Organismus auf Verlust, Trennung und Abschied (Vgl. Hinderer/Kroth 2005, 26). Nicht gelebte Trauer kann zu verschwiegenen Krankheiten führen wie zu Depressionen, Schlaf- oder auch Herzrhythmusstörungen. Um dem entgegen zu wirken, spielt Trauerarbeit eine bedeutende Rolle. Die Schweizer Psychologin Verena Knast hat ein Vier-Stufen-Modell der Trauerphasen zusammengestellt, die es den Helfenden erleichtern soll, die Trauernden zu unterstützen:
1. Nicht-Wahrhaben-Wollen
2. Aufbrechende Emotionen
3.Suchen und Sich-Trennen
4.Neuer Selbst- und Weltbezug
Wenn Sie mehr zu den verschiedenen Trauerphasen, den jeweiligen Merkmalen der einzelnen Stufen, der Dauer und Tipps, wie Sie am besten helfen können, erfahren möchten, klicken Sie hier.
Wie trauern Kinder?
Die Trauerphasen nach Verena Knast sind nur eine mögliche Gliederung, denn auch bei dem Trauerprozess gibt es unterschiedliche Auslegungen. Da die Zielgruppe unserer Analyse Kinder zwischen 0-12 Jahren sind, ist von besonderer Bedeutung, wie Kinder in dieser Entwicklung trauern. Das Modell der Phasen nach Yorick Spiegel wird dabei als noch treffender für die Trauer von Kindern bezeichnet:
1.Schockphase
2.kontrollierte Phase
3.Regression
4. Adaption
Wichtiger als bei Erwachsenen ist bei Kindern allerdings der Umgang mit Verlust, die persönliche Entwicklung und das bewusste Erleben von Trauer innerhalb des Umfelds und der Erziehung, kurz gesagt: die Sozialisation. Ein typischer Spruch, den wohl die meisten Menschen in ihrer Kindheit von ihren Eltern zuhören bekommen haben, war : "Dafür bist du noch zu jung." Aber wie schon DEFA-Regisseur Rolf Losansky sagte:" [..]Sie leben in keinem Glaskasten der Kinderwelt'", denn Kinder wie auch Erwachsene werden täglich durch beispielsweise die Medien mit dem Verlust und Tod konfrontiert (Vgl. Rosenkranz 2009, 40)
Wie Kinder nun tatsächlich den Tod begreifen und wie sie sich damit auseinandersetzen, hängt von den jeweiligen Erfahrungen ab. Bei einer wissenschaftlichen Herangehensweise unterscheidet man dabei den indirekten, direkten und fiktiven Erfahrungsschatz(Vgl.ebd.: 40). Dabei ist der indirekte Erfahrungsschatz für unsere Arbeitshypothese am Wichtigsten und soll im Folgenden kurz erläutert werden. Die Bedeutung für unsere Analyse ist deshalb so hoch, da Beispiele für indirekte Erfahrungen Medien sind und somit auch das Medium Film, welches wir thematisieren. Generell werden Kinder in Büchern, Cartoons, Videospielen, Comics und Fernsehen bis zum Alter von 18 Jahren circa 18.000 mal mit dem Tod konfrontiert(Vgl.ebd.: 41).
Weitere indirekte Erfahrungen ergeben sich auch dadurch, was Erwachsene in der Gegenwart der Kinder äußern. Seien es die typischen Floskeln wie "Opa wacht im Himmel über uns" oder "friedlich eingeschlafen"(Vgl.ebd.: 41) Wie stark sich diese indirekten Einflüsse bei Kindern auswirken, zeigt folgendes Youtube-Video, indem Kinder zwischen zwei und sechs Jahren der Kindertagesstätte der Christuskirche in Trier zum Thema Tod und Trauer befragt wurden.
1.Schockphase
2.kontrollierte Phase
3.Regression
4. Adaption
Wichtiger als bei Erwachsenen ist bei Kindern allerdings der Umgang mit Verlust, die persönliche Entwicklung und das bewusste Erleben von Trauer innerhalb des Umfelds und der Erziehung, kurz gesagt: die Sozialisation. Ein typischer Spruch, den wohl die meisten Menschen in ihrer Kindheit von ihren Eltern zuhören bekommen haben, war : "Dafür bist du noch zu jung." Aber wie schon DEFA-Regisseur Rolf Losansky sagte:" [..]Sie leben in keinem Glaskasten der Kinderwelt'", denn Kinder wie auch Erwachsene werden täglich durch beispielsweise die Medien mit dem Verlust und Tod konfrontiert (Vgl. Rosenkranz 2009, 40)
Wie Kinder nun tatsächlich den Tod begreifen und wie sie sich damit auseinandersetzen, hängt von den jeweiligen Erfahrungen ab. Bei einer wissenschaftlichen Herangehensweise unterscheidet man dabei den indirekten, direkten und fiktiven Erfahrungsschatz(Vgl.ebd.: 40). Dabei ist der indirekte Erfahrungsschatz für unsere Arbeitshypothese am Wichtigsten und soll im Folgenden kurz erläutert werden. Die Bedeutung für unsere Analyse ist deshalb so hoch, da Beispiele für indirekte Erfahrungen Medien sind und somit auch das Medium Film, welches wir thematisieren. Generell werden Kinder in Büchern, Cartoons, Videospielen, Comics und Fernsehen bis zum Alter von 18 Jahren circa 18.000 mal mit dem Tod konfrontiert(Vgl.ebd.: 41).
Weitere indirekte Erfahrungen ergeben sich auch dadurch, was Erwachsene in der Gegenwart der Kinder äußern. Seien es die typischen Floskeln wie "Opa wacht im Himmel über uns" oder "friedlich eingeschlafen"(Vgl.ebd.: 41) Wie stark sich diese indirekten Einflüsse bei Kindern auswirken, zeigt folgendes Youtube-Video, indem Kinder zwischen zwei und sechs Jahren der Kindertagesstätte der Christuskirche in Trier zum Thema Tod und Trauer befragt wurden.
Dieses Video verdeutlicht noch einmal die Prinzipien des Trauerns von Kindern im Kleinkind- und Grundschulalter, auf welche wir im Folgenden noch einmal eingehen werden. Die auch im Video deutlich werdenden Differenzen ergeben sich aus dem jeweiligen Reifegrad und sind individuell verschieden. Generell können aber ein paar theoretische Grundlagen festgehalten werden, die das Denken im Kindes- sowie Grundschulalter charakterisieren.
Im Alter von ein bis vier Jahren fehlt Kindern die Fähigkeit zwischen belebten und unbelebten Gegenständen zu differenzieren. Die meisten Gegenstände werden vermenschlicht, wenn sich ein Kind beispielsweise beim Fahrradfahren verletzt, würde es sagen : "Du böses Fahrrad, du hast mir wehgetan". Wie auch in dem Kohlbergschen Moralmodell dargestellt, haben Kinder einen egozentrischen Weltbezug, das bedeutet, dass sie sich als Mittelpunkt ihrer Welt verstehen. Ebenfalls sehr prägend für dieses Alter ist die sogenannte "magische(s) Phase/Denken", in der Kinder zum einen Zauberwesen eine enorme Macht zu sprechen und sie zum anderen glauben, dass der Tod durch ein bestimmtes Verhalten umgangen werden kann (Vgl. Rosenkranz 2009, 45). Des Weiteren benötigen Kinder eine Kopplung des Denkens mit der konkreten Wahrnehmung, d.h. dass sie alles real erfahren müssen, sei es durch hören, sehen oder erleben, denn erst das macht für Kinder den Wirklichkeitscharakter aus(Vgl. ebd.: 45). Aus diesem Grund können Kinder in diesem Alter Endlichkeit und die Tragweite des Todes noch nicht wirklich begreifen. Auf der Gefühlsebene ergibt sich ab dem dritten Lebensjahr eine Vorstellung des Verlustes. Die Kinder begreifen zwar noch nicht, dass durch den Tod ein Mensch/Tier für immer die Erde verlässt, allerdings können sie den Verlust spüren und bekommen Trennungsängste, wenn zum Beispiel die Eltern zur Arbeit gehen. Somit ist für Kinder in diesem Alter das Nicht-da-sein gleichzusetzen mit dem Tod(Vgl. ebd.: 46). Die Kinder in dem Video benutzen Begriffe wie "Schlaf" oder auch "Reise", was noch einmal unterstreicht, dass sie die Endlichkeit nicht begreifen. Die Kinder verstehen zwar langsam, dass der Tod ein anderer Zustand ist, können ihn aber aufgrund der fehlenden Differenzierung zwischen belebt und unbelebt noch nicht weiter konkretisieren.
"Ich stell mir den Tod komisch vor. Dann lebt man ja noch weiter, aber man ist dann anders, man lebt anders." (Anna, 5 Jahre)
Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod ist eher ungewöhnlich in dem Alter, viel mehr ist es für die Kinder in Ordnung, dass alte und böse Menschen sterben (Vgl. Rosenkranz 2009, 46). Allerdings steigt mit zunehmendem Alter auch die Neugier an den Riten und den Ursachen für das Verschwinden von Menschen. Ein klassischen Beispiel dafür ist das Vergraben von toten Vögeln und das Schmücken des Grabes mit Steinen und Blumen (Vgl. Youtube-Video). Mit dem Besuchen der Grundschule steigt auch das Wissen und die Erfahrungen, was wiederum eine Änderung des Weltbezugs zur Folge hat. Der Unterschied zwischen Realität und Fantasie sowie zwischen Unbelebt und Belebt wird den Kindern klar. Selbst die Endgültigkeit verstehen die Kinder so langsam, haben allerdings noch keine klare Vorstellung vom eigenen Tod beziehungsweise bekommen Angst, wenn sie an das eigene Ableben denken. Um diese Gedanken verarbeiten zu können, steigt das Interesse an dem Tod, Beerdigungen und dem Leben nach dem Tod(Vgl. Rosenkranz 2009, 46f). Auch wird unabhängig von der Religion eine Vorstellung von Trennung von Geist und Seele entwickelt, wie ein Junge in dem Video erzählt. Auch bilden die Kinder ein Verständnis für Symbolik aus, das bedeutet, dass Kinder den Sensenmann als Tod sehen und auch düsteres Licht oder Musik mit traurigen Gefühlen und dem Tod verbinden(Vgl. ebd.: 48).
Gefahren im Umgang mit dem Tod:
Aufgrund von häufig fehlenden Erfahrungen und auch indirekter Erfahrensquellen, die ohne Begleitung von Erwachsenen oder ohne ausreichende Erläuterungen kann der beiläufig erwähnte Tod oft falsche und manchmal sogar beängstigende Vorstellungen bei Kindern hervorrufen. Vor allem der direkt und medial inszenierte Tod wirkt extrem stark auf Kinder und deren Gefühle. Worauf bei der Auseinandersetzung mit Kindern und dem Tod geachtet werden muss, ist zum einen die wahrheitsgemäße, unmissverständliche Aufklärung über den Vorgang des Sterbens und deren Konsequenzen. Je nach Alter und je nach Reifegrad des Kindes können diese gewisse Darstellungen und emotinen nicht verarbeiten, denn ein Kind kann sich Trauer und den Verlust nur so vorstellen, wie es ihn selbst schon erlebt hat. Symbolik und die für diese verwendeten Bilder müssen deswegen gerade in Medien so klar dargestellt werden, dass dem Kind Freiraum gelassen wird, seine eigenen Erfahrungen und erlebte Trauer in den Film zu interpretieren. In wie weit die ausgewählten Disneyfilme auf diese klare, unmissverständliche Darstellungsweise ohne Möglichkeit der Fehlinterpretation geachtet haben, versuchen wir in unserer Analyse herauszufiltern.
Rituale der Trauernden
Öffentliche Rituale der Trauer waren früher selbstverständlich, heutzutage ist der Tod mit seinen Folgen meistens ein Tabuthema, obwohl es dafür eigentlich gar keinen Grund gibt. Um angemessen Abschied zu nehmen, wurden die Toten früher gewaschen, hergerichtet und in der Wohnung aufbewahrt. Der Trauerzug wurde von einer schwarzen Kutsche angeführt und viele Menschen konnten beim Ableben des Verstorbenen Anteil nehmen(Vgl. Knopff/Maier/Stascheit 1997, 96). Durch den Wandel unserer Gesellschaft ist es zunehmend so, dass wir viele Single Haushalte haben und umso älter ein Mensch wird, desto kleiner wird die Trauergemeinschaft. Der Tod wird verpönt und mit Abscheu betrachtet und der Besuch einer Beerdigung häufig als Pflicht, anstatt als Möglichkeit für den Trauerprozess nötigen Abschied zunehmen, angesehen. Für dieses Phänomen ist ebenfalls der Gesellschaftswandel verantwortlich, da wir heutzutage in einer Karrieregesellschaft leben, in welcher die Menschen meistens eher durch ihre Funktion als durch ihre Person miteinander verbunden sind (Vgl. ebd.: 96). Trotzdem hat der Gesellschaftswandel auch gute Seiten, denn durch unsere Multikultigesellschaft, kommt es schon im Kindergarten dazu, dass die Kinder andere Kulturen und Riten kennen lernen und austauschen. Auch durch die zunehmende Mobilität haben wir mehr Möglichkeiten andere Kulturen kennen zu lernen wie zum Beispiel eine öffentliche Kremation in Indien oder den Tag der Toten in Mexico. All die typischen Rituale sind für Kinder kaum greifbar, trotzdem gibt es eine Hand voll Traditionen, die die Kinder wahrnehmen und mit denen sie Tod und Trauer assoziieren(Vgl. Hinderer/Kroth 2005, 8).
Generell helfen Rituale den Menschen etwas zu verarbeiten und geben ihnen Halt, in dem Moment der Rückhaltlosigkeit, da diese immer feste Strukturen und Abläufe besitzen, an denen die Trauernden sich in ihrem Prozess orientieren können. Einige Begriffe, die die Kinder in dem Video nennen sind: Beerdigung, Friedhof, Stein, Kerzen, Gebete und Blumen. Diese Riten sind symbolisch wie das Anzünden einer Kerze oder das Schmücken des Grabes.
Keinmal fällt allerdings der Begriff "schwarz" oder "dunkel", obwohl die gedeckten Farben oder die Trauerkleidung in schwarz meistens ein eindeutiger Indikator für Tod und Trauer sind, was auch häufig in Filmen genutzt wird. Als gutes Beispiel für die Darstellung von Traditionen dient Die Eiskönigin. Um zu verdeutlichen, dass die Eltern bei dem Schiffsunglück ums Leben gekommen sind, wird gezeigt, wie die Gemälde mit Vorhängen verdunkelt werden. Die Angestellten dabei schwarze Kleidung tragen. In der Szene darauf folgt die Beerdigung, in der Mann zwei große "Grabfelsen" sieht, einen Pastor, Wachen, die Tochter Anna-ebenfalls in Trauerkleidung und die Trauergemeinschaft. Alle Personen haben ihren Blick gesenkt und schweigen, was auf ein stilles Gebet hindeuten könnte.
Den Kindern wird in diesen Szenen viel Interpretationsfreiraum gelassen, was auf eine gute Umsetzung hindeutete. Denn Je nachdem was das Kind erlebt oder gefühlt hat, kann es nachempfinden, was die Personen fühlen. Würde die Trauer extrem stark dargestellt werden, so dass die Personen zusammenbrechen und vor lauter Verzweiflung anfangen würden, zu weinen oder zu schreien, könnte das Kind diese Situation nicht verarbeiten, da Kinder Verlust immer nur so nachempfinden können, wie sie ihn selbst schon erlebt haben. Solch eine Darstellung wäre unangebracht für einen Kinderfilm. So ist die Möglichkeit durch Symbole und Riten von Trauer und Tod den Verlust darzustellen eine gute audiovisuelle Gestaltungsmöglichkeit.
Im Alter von ein bis vier Jahren fehlt Kindern die Fähigkeit zwischen belebten und unbelebten Gegenständen zu differenzieren. Die meisten Gegenstände werden vermenschlicht, wenn sich ein Kind beispielsweise beim Fahrradfahren verletzt, würde es sagen : "Du böses Fahrrad, du hast mir wehgetan". Wie auch in dem Kohlbergschen Moralmodell dargestellt, haben Kinder einen egozentrischen Weltbezug, das bedeutet, dass sie sich als Mittelpunkt ihrer Welt verstehen. Ebenfalls sehr prägend für dieses Alter ist die sogenannte "magische(s) Phase/Denken", in der Kinder zum einen Zauberwesen eine enorme Macht zu sprechen und sie zum anderen glauben, dass der Tod durch ein bestimmtes Verhalten umgangen werden kann (Vgl. Rosenkranz 2009, 45). Des Weiteren benötigen Kinder eine Kopplung des Denkens mit der konkreten Wahrnehmung, d.h. dass sie alles real erfahren müssen, sei es durch hören, sehen oder erleben, denn erst das macht für Kinder den Wirklichkeitscharakter aus(Vgl. ebd.: 45). Aus diesem Grund können Kinder in diesem Alter Endlichkeit und die Tragweite des Todes noch nicht wirklich begreifen. Auf der Gefühlsebene ergibt sich ab dem dritten Lebensjahr eine Vorstellung des Verlustes. Die Kinder begreifen zwar noch nicht, dass durch den Tod ein Mensch/Tier für immer die Erde verlässt, allerdings können sie den Verlust spüren und bekommen Trennungsängste, wenn zum Beispiel die Eltern zur Arbeit gehen. Somit ist für Kinder in diesem Alter das Nicht-da-sein gleichzusetzen mit dem Tod(Vgl. ebd.: 46). Die Kinder in dem Video benutzen Begriffe wie "Schlaf" oder auch "Reise", was noch einmal unterstreicht, dass sie die Endlichkeit nicht begreifen. Die Kinder verstehen zwar langsam, dass der Tod ein anderer Zustand ist, können ihn aber aufgrund der fehlenden Differenzierung zwischen belebt und unbelebt noch nicht weiter konkretisieren.
"Ich stell mir den Tod komisch vor. Dann lebt man ja noch weiter, aber man ist dann anders, man lebt anders." (Anna, 5 Jahre)
Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod ist eher ungewöhnlich in dem Alter, viel mehr ist es für die Kinder in Ordnung, dass alte und böse Menschen sterben (Vgl. Rosenkranz 2009, 46). Allerdings steigt mit zunehmendem Alter auch die Neugier an den Riten und den Ursachen für das Verschwinden von Menschen. Ein klassischen Beispiel dafür ist das Vergraben von toten Vögeln und das Schmücken des Grabes mit Steinen und Blumen (Vgl. Youtube-Video). Mit dem Besuchen der Grundschule steigt auch das Wissen und die Erfahrungen, was wiederum eine Änderung des Weltbezugs zur Folge hat. Der Unterschied zwischen Realität und Fantasie sowie zwischen Unbelebt und Belebt wird den Kindern klar. Selbst die Endgültigkeit verstehen die Kinder so langsam, haben allerdings noch keine klare Vorstellung vom eigenen Tod beziehungsweise bekommen Angst, wenn sie an das eigene Ableben denken. Um diese Gedanken verarbeiten zu können, steigt das Interesse an dem Tod, Beerdigungen und dem Leben nach dem Tod(Vgl. Rosenkranz 2009, 46f). Auch wird unabhängig von der Religion eine Vorstellung von Trennung von Geist und Seele entwickelt, wie ein Junge in dem Video erzählt. Auch bilden die Kinder ein Verständnis für Symbolik aus, das bedeutet, dass Kinder den Sensenmann als Tod sehen und auch düsteres Licht oder Musik mit traurigen Gefühlen und dem Tod verbinden(Vgl. ebd.: 48).
Gefahren im Umgang mit dem Tod:
Aufgrund von häufig fehlenden Erfahrungen und auch indirekter Erfahrensquellen, die ohne Begleitung von Erwachsenen oder ohne ausreichende Erläuterungen kann der beiläufig erwähnte Tod oft falsche und manchmal sogar beängstigende Vorstellungen bei Kindern hervorrufen. Vor allem der direkt und medial inszenierte Tod wirkt extrem stark auf Kinder und deren Gefühle. Worauf bei der Auseinandersetzung mit Kindern und dem Tod geachtet werden muss, ist zum einen die wahrheitsgemäße, unmissverständliche Aufklärung über den Vorgang des Sterbens und deren Konsequenzen. Je nach Alter und je nach Reifegrad des Kindes können diese gewisse Darstellungen und emotinen nicht verarbeiten, denn ein Kind kann sich Trauer und den Verlust nur so vorstellen, wie es ihn selbst schon erlebt hat. Symbolik und die für diese verwendeten Bilder müssen deswegen gerade in Medien so klar dargestellt werden, dass dem Kind Freiraum gelassen wird, seine eigenen Erfahrungen und erlebte Trauer in den Film zu interpretieren. In wie weit die ausgewählten Disneyfilme auf diese klare, unmissverständliche Darstellungsweise ohne Möglichkeit der Fehlinterpretation geachtet haben, versuchen wir in unserer Analyse herauszufiltern.
Rituale der Trauernden
Öffentliche Rituale der Trauer waren früher selbstverständlich, heutzutage ist der Tod mit seinen Folgen meistens ein Tabuthema, obwohl es dafür eigentlich gar keinen Grund gibt. Um angemessen Abschied zu nehmen, wurden die Toten früher gewaschen, hergerichtet und in der Wohnung aufbewahrt. Der Trauerzug wurde von einer schwarzen Kutsche angeführt und viele Menschen konnten beim Ableben des Verstorbenen Anteil nehmen(Vgl. Knopff/Maier/Stascheit 1997, 96). Durch den Wandel unserer Gesellschaft ist es zunehmend so, dass wir viele Single Haushalte haben und umso älter ein Mensch wird, desto kleiner wird die Trauergemeinschaft. Der Tod wird verpönt und mit Abscheu betrachtet und der Besuch einer Beerdigung häufig als Pflicht, anstatt als Möglichkeit für den Trauerprozess nötigen Abschied zunehmen, angesehen. Für dieses Phänomen ist ebenfalls der Gesellschaftswandel verantwortlich, da wir heutzutage in einer Karrieregesellschaft leben, in welcher die Menschen meistens eher durch ihre Funktion als durch ihre Person miteinander verbunden sind (Vgl. ebd.: 96). Trotzdem hat der Gesellschaftswandel auch gute Seiten, denn durch unsere Multikultigesellschaft, kommt es schon im Kindergarten dazu, dass die Kinder andere Kulturen und Riten kennen lernen und austauschen. Auch durch die zunehmende Mobilität haben wir mehr Möglichkeiten andere Kulturen kennen zu lernen wie zum Beispiel eine öffentliche Kremation in Indien oder den Tag der Toten in Mexico. All die typischen Rituale sind für Kinder kaum greifbar, trotzdem gibt es eine Hand voll Traditionen, die die Kinder wahrnehmen und mit denen sie Tod und Trauer assoziieren(Vgl. Hinderer/Kroth 2005, 8).
Generell helfen Rituale den Menschen etwas zu verarbeiten und geben ihnen Halt, in dem Moment der Rückhaltlosigkeit, da diese immer feste Strukturen und Abläufe besitzen, an denen die Trauernden sich in ihrem Prozess orientieren können. Einige Begriffe, die die Kinder in dem Video nennen sind: Beerdigung, Friedhof, Stein, Kerzen, Gebete und Blumen. Diese Riten sind symbolisch wie das Anzünden einer Kerze oder das Schmücken des Grabes.
Keinmal fällt allerdings der Begriff "schwarz" oder "dunkel", obwohl die gedeckten Farben oder die Trauerkleidung in schwarz meistens ein eindeutiger Indikator für Tod und Trauer sind, was auch häufig in Filmen genutzt wird. Als gutes Beispiel für die Darstellung von Traditionen dient Die Eiskönigin. Um zu verdeutlichen, dass die Eltern bei dem Schiffsunglück ums Leben gekommen sind, wird gezeigt, wie die Gemälde mit Vorhängen verdunkelt werden. Die Angestellten dabei schwarze Kleidung tragen. In der Szene darauf folgt die Beerdigung, in der Mann zwei große "Grabfelsen" sieht, einen Pastor, Wachen, die Tochter Anna-ebenfalls in Trauerkleidung und die Trauergemeinschaft. Alle Personen haben ihren Blick gesenkt und schweigen, was auf ein stilles Gebet hindeuten könnte.
Den Kindern wird in diesen Szenen viel Interpretationsfreiraum gelassen, was auf eine gute Umsetzung hindeutete. Denn Je nachdem was das Kind erlebt oder gefühlt hat, kann es nachempfinden, was die Personen fühlen. Würde die Trauer extrem stark dargestellt werden, so dass die Personen zusammenbrechen und vor lauter Verzweiflung anfangen würden, zu weinen oder zu schreien, könnte das Kind diese Situation nicht verarbeiten, da Kinder Verlust immer nur so nachempfinden können, wie sie ihn selbst schon erlebt haben. Solch eine Darstellung wäre unangebracht für einen Kinderfilm. So ist die Möglichkeit durch Symbole und Riten von Trauer und Tod den Verlust darzustellen eine gute audiovisuelle Gestaltungsmöglichkeit.
Es gibt unzählige Beratungsseiten für Verlustfälle. Wir haben hier einige gesammelt,